Beitrag Moinz-Letter

In der Dezember-Ausgabe des Moinz-Letters von Marco Looser durfte ich ein paar Worte zum Thema Bilderwelt beitragen. Hier ein Ausschnitt aus dem Newsletter:

(M)eine Wirklichkeit:

Bin ich ein Zauberer? Ich kann Ihnen Bilder zeigen, die es gar nicht gibt. Ich kann ein Hotelzimmer fotografieren, wie es nie sein wird. Ich kann Ihnen eine Welt zeigen, wie sie noch nicht gesehen wurde.
Bin ich ein Fälscher? Ist der Himmel zu blass, mache ich den Himmel kräftig. Stört noch ein Detail das Bild, dann räume ich es weg. Passt das Licht nicht, dann habe ich Blitzgeräte. Jedes Bild ist eine Fälschung. Mehr oder weniger.
Ich bin ein Beobachter. Um meine Bilder zu machen, muss ich mich intensiv mit jedem Projekt auseinandersetzen. Ein Privileg, manchmal auch Pflicht und stets Voraussetzung. Gute Bilder zu machen, heisst auch Zusammenhänge verstehen.
Ich bin der Fotograf. Mit der Kamera beeinflusse ich die Wirklichkeit: Reflektierende Lichtwellen, aufgezeichnet durch technische Komponenten einer Kamera, werden über eine definierte Zeitspanne aufgezeichnet, so wie dies der Begriff Fotografie in der griechischen Sprache “mit Licht schreiben” besagt. Die Fotografie wird so zu einer möglichen Interpretation einer möglichen Wirklichkeit: Durch Flächen, Strukturen und Formen in einem bestimmten Ausschnitt, durch das Gezeigte, aber auch durch das absichtlich nicht auf dem Bild Gezeigte. Meine Wirklichkeit hinter den Bildern verbindet mich immer auch mit Geschichten, Stimmungen und Empfindungen, äusseren Einflüssen wie Wetter und Temperaturen und ob ich allein bin oder ob ich meine “Wirklichkeit” mit jemandem teilen muss/kann.
Wie werden Bilder wirklich? Oft steht am Anfang nur ein Idee, eine Skizze oder das berühmte „Bild im Kopf“. Manchmal geht es schnell, manchmal braucht es Jahre, bis das Bild vom Kopf aufs Papier kommt. Manchmal führt ein unbedarftes „mach ich – kein Problem“ zu einer intensiven Auseinandersetzung mit einem neuen Thema, und manchmal führt genau eine solche Aussage gnadenlos an die eigenen Grenzen.

Marco, Herzlichen Dank!